Heintje stellt auf Platz 15 völlig richtig fest: Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen. Hier ein TV-Auftritt aus dem Jahr danach, der wirklich bemerkenswert ist.
Lange wird es nicht mehr dauern, dann kommt Heintje in den Stimmbruch und damit in die Krise. Man hätte das mit dem Stimmbruch ja verhindern können, aber so krass war Addi Kleijngeld dann auch nicht drauf. Zufällig habe ich gerade in der famosen Geschichte der Oper von Abbate/Parker heißt dazu gelesen:
“The precise nature of the operation that created a
castrato was for long shrouded in secrecy, but the basic process was as simple
as it was brutal. Boys with promising musical abilities were operated on before
their voices changed, their testicles either removed surgically or bound so tightly
that they withered away from lack of blood supply. The voice thus preserved
would remain high (although sometimes dropping to an alto range), and moreover
could be uncommonly sustained – notes could be held for a long time through a
single breath. The hormonal effects of the operation caused significant
physical changes. Castrati could become abnormally tall, with expanded rib
cages (hence the long held notes), spider-like fingers and other strange
characteristics. As one horrified Frenchman wrote in 1739:
Most of them grow big, and as fat as capons, their
hips, rump, arms, throat and neck as round and chubby as a woman’s. When you
meet them at a gathering, it is astonishing when they speak, to hear a little
child’s voice emerging from such a colossus.” (Abbate/Parker, A History Of Opera, p. 70f.)“
Damit hätte
er also ausgesehen wie Ivan Rebroff, aber gesungen wie der kleine Heintje. Tatsächlich
hält er sich zunächst mit zwei LPs über Wasser, die er auf Afrikaans singt und
mit der er sich eine treue südafrikanische Fangemeinde erarbeitet. Eine treue
weiße südafrikanische Fangemeinde, muß man wohl ergänzen. Ich bin mir nicht
ganz sicher, wie ich das so finden soll. Wir schreiben die schlimmste Zeit der
Apartheid, und Nelson Mandela ist seit 10 Jahren im Gefängnis. Wobei ich einmal
schätze, dass Heintje selbst das wohl nicht ganz überblicken konnte (Jahrgang
1955). Wie auch immer: er machte zwei Langspielplatten, die erste hier:
Heintje in Suidafrika |
Die zweite
Platte heißt „Heintje sing van liefde en verlange“. Ich kann weder Holländisch
noch Afrikaans, aber ich würde es einmal übersetzen mit „Heintje singt von
Liebe und Verlangen“. Übrigens sind beide Platten problemlos über amazon und
spotify buchbar. Er hat ja recht. Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen.
Apropos Ivan
Rebroff. Heintje war zu jener Zeit nicht der einzige mit südafrikanischen Ambitionen.
Auch Ivan Rebroff sang gerne auf Afrikaans, auch gerade zu Anfang der Siebziger
(Sing Vir Ons, Vir Jou Suid-Afrika). Ich kann das deshalb unbesorgt erzählen,
weil Ivan Rebroff tatsächlich kein einziges Mal, auch nicht mit Kalinka, unsere
Top20 streifen wird und ich damit nichts vorwegnehme. Ein Afrikaans singender
Russe mag einem komisch vorkommen, aber es ist ja noch viel schlimmer. Ivan
Rebroff ist genau so viel Russe ist wie Heintje. Eigentlich ist der Ivan Rebroff
in Berlin-Spandau geboren und heißt Hans Rolf Rippert. Aber jetzt kommts: Sein
Bruder Horst war Jagdflieger und hat Antoine de Saint-Exupery abgeschossen, ja
tatsächlich. Ivan Rebroffs Bruder killt den kleinen Prinzen. Das muß man sich
jetzt einmal ganz langsam und in einzelnen Schritten vergegenwärtigen: der
Bruder des Piloten aus Berlin-Spandau, der den Autor des kleinen Prinzen in Nordafrika
abgeschossen hat, singt als falscher Russe für südafrikanische Faschisten Platten
mit holländischen Volksliedern ein. Das ist wirklich steil.
Falsches Kyrillisch, Falscher Russe, Falsches Land |
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Three Dog
Night. Ja, ich hätte spontan geschrieben One Hit Wonder, aber das stimmt
natürlich allein wegen Joy To The World nicht. Ich habe mal nachgeschaut: Die
Band hatte ganz erstaunliche 18 Top 20 Hits in den USA. Und Mama Told Me Not To
Come ist von Randy Newman eigentlich für Eric Burdon geschrieben, aber die
3DN-Version ist viel, viel besser. Schaut euch mal dieses Video an, wie schön
1970 das ist, besser geht 1970 gar nicht. Und gebt zu, es ist ein echter Ohrwurm!
Da macht es
auch nicht, dass ich die Band mit sieben Leuten leicht überbesetzt finde. Sie
haben übrigens kaum ein einziges Lied selbst geschrieben, aber einen wirklich
guten Geschmack, das hat sich wirklich erstaunlich gut gehalten. Die Geschichte
über den merkwürdigen Namen geht so: eine Bekannte der Band hatte einen Artikel
über Aborigines gelesen. Wenn es ihnen kalt wird, schlafen diese Aborigines zusammen
mit einem Dingo in einer kleinen Erdhöhle. Wenn es so richtig kalt wird, dann
schlafen sie mit zwei Hunden, und wenn es gar nachts an den Nullpunkt geht,
dann ist es eine Three Dog Night. Tolle Geschichte!
In ihrem
drittgrößten Hit Black And White (hier) haben sie dann auch mal
klargestellt, wie sie so die Sache mit der Apartheid und Rassentrennung sehen,
Herr Heintje und Herr Rebroff.
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Rakete der Woche: Du bist anders von Maffay und
Arizona Man von Roos +10
Veteran der Woche: Ein Mädchen nach Maß und der
elende Condor
Liebling der Woche: Mama sagte mir, nicht
vorbeizukommen, ganz klar!