Zuerst wie
immer der Link zur aktuellen Hitparade bei youtube. .
In der heutigen
Folge werden wir den Blick unentwegt nach oben wenden müssen! Es geht los mit
Norman Greenbaum. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut, die Nummer 1. Er ist
wirklich ein echtes, reines, kristalllines One-Hit-Wonder. Er kam aus der
Folkszene in Los Angeles, hatte mit einer längst vergessenen Band einen Viertel
Hit, und dann kam schließlich Spirit In The Sky, erst erfolglos, dann ein
Riesending überall auf der Welt, ohne dass er irgendwas folgen lassen konnte.
Ende der 70er wurde er dann Koch und Metzger. Aber schon Ende der Achtziger
entdeckten Regisseure, wie gut sich das Lied als Filmmusik eignet durch den pulsierenden,
coolen Rhythmus zum Start, sehr schön hier bei Apollo 13.
Angeblich bekam
Greenbaum für jedes Auftauchen der Himmelsgeister in einem Film mindestens
10.000 €. Das ist schon ok. Man muß ja nicht dauernd mittelgute Ideen haben,
sondern nur einmal eine richtig gute Idee. Die Einnahmen von Last Christmas
etwa schätzt man auf bis zu 8.000.000 $ pro Weihnachten. Das reicht schon für
ein schönes, warmes Kaminfeuer.
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Genau das
Gegenteil eines One-Hit-Wonders sind Simon & Garfunkel. Interessanterweise
stammen ihre größten Hits in Deutschland allesamt von der Bridge Over Troubled
Water, obwohl sie vier großartige Studioalben und diverse internationale Hits schon
vorher hatten. El Condor Pasa ist allerdings das mit Abstand scheußlichste
Lied, das sie jemals gemacht haben. Vielleicht ist der Online-Handel nur
erfunden worden, damit die Leute sich nicht in Fußgängerzonen El Condor Pasa
auf Panflöten anhören müssen. Interessant ist die Geschichte, wie das Lied zu
Simon & Garfunkel kam: die Melodie stammt von einer Band namens Las Incas,
die es ebenfalls im Jahr 1963 aufgenommen haben. Paul Simon hörte die Band im
Jahr 1965 und fragte nach der Herkunft des Stücks. Die Band erzählte ihm
falsch, es handle sich um eine alte peruanische Volksweise. Paul Simon ersetzte
den kompletten Text – bis auf den Titel – und nahm das Lied auf (übrigens ohne
jede Beteiligung von Art Garfunkel). So landete der Condor pasa auf der letzten
LP von Simon & Garfunkel, und zwar ohne Urheber.
Lied Nr. 2 ohne richtigen Urheber: El Condor Pasa (Quelle:discogs) |
Los Incas
hatten aber Quatsch erzählt. Das Lied wurde 1913 von einem gewissen Daniel
Alomia Robles komponiert. ABER: Senor Robles habe wiederum ein altes
peruanisches Volkslied als Grundlage genommen, und zwar „Soy la paloma que el
nido perdió“, das heißt: „Ich
bin die Taube, die das Nest verloren hat“ Um den Diebstahl zu vertuschen, hat
Senor Robles die paloma in einen condor verwandelt! Leider gibt es hierzu keine
youtube-Version, so dass ich euch mit einer deutschen Kondorpasa-Version
trösten muß, und zwar von einer gewissen Eva Folk.
In Ermangelung von Anden hat Frau Folk im
Hintergrund offenbar einen Acker in der Nähe von Bad Nauheim in den
Hintergrund, dazwischen einige zusammengeschnittene Sequenzen von Bergen, von
denen Frau Folk vermutet, dass sie dem inneren Andenbild ihrer Fans
entsprechen. Was? Ihr kennt Frau Folk nicht? Das ist die Eva Folk, die im Jahr
2011 das Lied „Neue Wege“ unter den besten 18 Songs platziert hat, die auf der Jubiläums-CD der
Oberhessischen Versorgungsbetriebe für 100 Jahre OVAG herausgegeben wurden, wie ich gerade ihrer Webseite entnommen habe. If
you make it at oberhessische Versorgungsbetriebe, you make it everywhere.
Fassen wir nochmal
zusammen: Das Lied wurde vom peruanischen Volk als Taube komponiert, von Daniel
Robles in einen Condor verwandelt, den Los Incas für Paul Simon nachgespielt, der es
umtextete und es ohne Art Garfunkel aufnahm, und zwar als Simon &
Garfunkel. Übrigens ist es ein Lied, das ich immer schon, ewig schon, und
immerwährend scheußlich gefunden habe. Es ist das Creedenceclearwaterrevival im
Schaffen von Simon & Garfunkel. Ich fürchte allerdings, es wird
uns noch einige Zeit begleiten, ohne dass ich jetzt oder jemals in die Zukunft
spicken würde.
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Und noch etwas
- kaum war dieser Stern vor vier Wochen aufgegangen, ist er auch schon fast
wieder unter den Horizont verschwunden: Wandrin‘ Star von Lee Marvin. Ich
dachte bislang, man hätte den alten Western-Haudegen Lee Marvin einfach nur so
zum Spaß mal dieses Lied einsingen, äh, einsprechen lassen. Weit gefehlt:
Wandrin‘ Star kommt aus dem Musical-Film „Paint Your Wagon“ von 1969 (dt:
Westwärts zieht der Wind). Neben Lee Marvin spielt Clint Eastwood eine
Hauptrolle, und unglaublicherweise singt er sogar: „I Talk To The Trees“ (die
Bäume können ja auch nicht weglaufen) https://www.youtube.com/watch?v=nn8YubD01sk
Die weibliche
Hauptrolle übernahm Jean Seberg, und hier hatte man immerhin so viel Einsehen,
sie nicht singen zu lassen, sondern das eine gewisse Rita Gordon erledigen zu
lassen (die nicht mal Credits für den Soundtrack) bekam: Jean Seberg A Million Miles Away Behind The Door.
Die Besetzung ist natürlich super (Quelle: wikipedia) |
Der Film ist
berüchtigt für seine absurde Länge (fast drei Stunden), für die seltsame Idee,
einen Musicalfilm mit drei ausgewiesenen Nicht-Sängern zu besetzen und für
seine durcheinandere Handlung.
Rakete der Woche: natürlich unser
Kondor von El Condor Pasa von Simon & Garfunkel
Veteran der Woche: Ma belle amie
auf der 18 mit 8 Wochen.
Liebling der Woche: Kitsch von
Barry Ryan