Ja, es ist gut
und gerecht: auch in dieser Woche grüßt Led Zeppelin von Platz Nummer 1! Es ist
eben eine ganze Menge Liebe. Hier die youtube-Playlist!
Schlendern wir
einmal ein wenig durch das Weltgeschehen Anfang 1970. Sehr instruktiv ist
dieser Artikel aus dem SPIEGEL-Archiv, in dem man sich einmal zu vergewissern
versucht, wo man steht.
Mehr als
700.000 Haushalte hätten jetzt einen Zweitwagen, und mittlerweile 15,7 Mio.
einen Fernseher. Was waren doch die 60er für Goldene Zeiten. Das stimmt, und es
wußte auch noch keiner, dass die Trentes Glorieuses in ungefähr 3-4 Jahren
aufhören würden.
Aber der
SPIEGEL warnt aber schon jetzt: man würde der Wissenschaft nicht mehr alles
glauben, man strebe nicht nur nach schnödem Reichtum, sondern moralische Werte
würden immer wichtiger. Und sogar so neumodische Sachen wie der Datenschutz. „Wieweit
beispielsweise soll das Sammeln von Daten von Daten aus der Privatsphäre des
einzelnen in elektronischen Gedächtnisspeichern zulässig sein?“ fragt der
SPIEGEL besorgt wie possierlich. Und die Umwelt, die sei in 25-30 Jahren auch unwiederbringlich
zerstört. Es ist frappierend, wie bekannt die Diagnosen klingen.
Früher war aber
nicht nur alles gleich, sondern auch schlechter. Man könne doch endlich mal die
Oder-Neiße-Linie anerkennen (stimmt). „Oder selbst eine so simple Erkenntnis,
daß Sicherheitsgurte im Automobil Schutz bieten. Von 92 Verkehrsfachleuten, die
täglich blutigen Straßenunfällen konfrontiert werden, so ergab kürzlich eine
Umfrage, schnallen sich nur 34 an.“
Das stimmt
wirklich. Man hat sich früher nicht angeschnallt. Die ersten Gurte, die in
unseren Autos waren, die waren auch nicht automatic, so dass man sie
umständlich anlegen und festzurren mußte. Die Gurtpflicht kam erst 1976, vorher
hat man sich „am Lenkrad festgehalten“. Die Gurtpflicht galt für Taxifahrer
erst ab 2014, und zwar, damit der Taxifahrer bei einem Überfall schneller
flüchten konnte. Dann stellte man fest, dass gurtloses Fahren deutlich
gefährlicher ist gegurtetes Überfallenwerden.
-
So, und jetzt
müssen wir einmal über Mendocino sprechen, bevor es endgültig verschwindet!
Michael Holm war schon Anfang der Sechziger aktiv, hatte aber nie so richtig
den Supererfolg. Interessant ist, dass Michael Holm eigentlich eher Texter als
Komponist ist, und der deutsche Text von Mendocino stammt von ihm selbst.
Auf dem Weg nach San Fernando (Quelle: discogs) |
Noch einmal
kurz die erste Strophe:
Auf der Straße
nach San Fernando
Da stand ein Mädchen wartend in der heißen Sonne
Ich hielt an und fragte: „Wohin?“
Sie sagte: „Nimm mich bitte mit nach Mendocino“
Da stand ein Mädchen wartend in der heißen Sonne
Ich hielt an und fragte: „Wohin?“
Sie sagte: „Nimm mich bitte mit nach Mendocino“
Ich fand das
schon immer bemerkenswert, denn Michael Holm (offenbar im Nadelstreifensakko
unterwegs), fährt ja nach San Fernando, aber das Mädchen will nach Mendocino.
So, denkt man dann, das ist so, als würde das Mädchen in Dortmund-Sölde an der
B1 stehen und wir wollen nach Essen fahren, und sie sagt Nimm mich bitte mit
nach Bochum-Wanne.
ABER! Wenn man
das jetzt mal im Atlas nachschlägt! Da Mendocino an der Küste liegt, dürfte
Mademoiselle eventuell nördlich gestanden haben. Mendocino liegt aber noch
deutlich vor San Francisco, während San Fernando ein Vorort von Los Angeles
ist. Das sind genau 1009km. Das ist doch völlig unwahrscheinlich, im Cabrio
(mit Nadelstreifensakko) von X (wissen wir ja nicht) nach San Fernando
(allermindestens 1009km) zu fahren. Und wahrscheinlich hat er nicht einmal
einen Sicherheitsgurt um.
Das eigentliche
Problem für Michael Holm liegt aber darin, sie nicht mehr zu finden: „Sie sagte
sie will mich gern wiedersehen, doch dann vergaß ich leider ihren Namen.“
Ich meine, was soll er mit ihrem Namen? Er braucht ihre Mobilnummer, um ihr
eine Whatsapp zu schicken. DAS ist doch der Punkt.
Falls der Leser
jetzt Aufklärung durch das Original erhofft: es gibt keine. Der Text des
Originals dreht sich ausschließlich darum, dass es ganz nett ist in Mendocino (Make
love along the way in Mendocino), aber keinesfalls um die verzweifelte
Suche eines Autofahrers nach einer verlorenen Liebe, die ihr Haar mit zwei
goldenen Spangen hält.
ABER! Michael
Holm hat ja nicht nur zu Mendocino den Text geschrieben, sondern auch später zu
Rex Gildos Fiesta Mexicana, und da heißt es:
Und ich küsse
Carmen Sita, denn der Abschied ist nah.
Weine nicht muß ich gehn,
weil wir uns ja wieder sehn, bei einer
Fiesta, Fiesta Mexicana
Weine nicht muß ich gehn,
weil wir uns ja wieder sehn, bei einer
Fiesta, Fiesta Mexicana
So fügt sich
alles zusammen. Nach vielem Klingeln an Mendocinoer Haustüren(1970) hat Michael
Holm sein Mädchen Carmen Sita gefunden (1971), feiert noch eine Fiesta Mexicana
(1972), aber muß sie dann verlassen. Schließlich muß er ja noch nach San
Fernando. Rätsel gelöst!
Rakete der
Woche: Canned Heat Let’s Work Together von 0 auf 6
Veteran der
Woche: Mendocino (16 Wochen)
Liebling der
Woche: Marmalade, Reflections Of My Life (das ist so schön 1964!)