Wir haben
gleich sechs Neuzugänge in unseren Charts! Ihr solltet euch auch nicht zu sehr
an Liedern gewöhnen und festhalten. Der Status einer Top 20-Single ist
vergänglich, auch wenn Roy Black seit vier Wochen festgenagelt auf Platz 1
steht. Jetzt habe ich doch noch einmal das Video angeschaut. Der dazugehörige
Film heißt Unser Doktor ist der Beste. Roy Black kommt als neuer Oberarzt in
eine Privatklinik, wird erst für den Heizungsinstallateur gehalten, streitet
mit Oberschwester Hildegard, verliebt sich in Schwester Loni, kämpft um das Bestehen
der Kinderstation, und… ach, ihr könnt es euch ja denken, und genau so passiert
es auch.
Interessant,
dass es 15 Jahre vor der Schwarzwaldklinik auch hier eine Oberschwester
Hildegard auftritt. Während die Schwarzwaldklinik-Hildegard Eva-Maria Bauer
aber schon tot ist, erfreut sich die Roy-Black-Hildegard, die Schauspielerin
Corinna Genest, noch hoffentlich bester Gesundheit. Ihr Vater ist Rudolf Diels,
der erste Chef der Gestapo, der nach ihrer Geburt neu heiratete, und zwar Ilse
Göring, welche – und das ist wirklich etwas verwirrend, sowohl die Enkelin als
auch die Schwiegertochter von Hermann Görings Vater war.
Wir werden da
noch öfter darauf stoßen: im Jahr 1970 ist das Jahr 0 gerade einmal 25 Jahre
vergangen, und insofern haben viele Protagonisten auch eine interpretationsfähige
Vergangenheit bzw. interessante Familie. Corinna Genest selbst jedenfalls ist
Jg. 1938. Ebenfalls zu den Ach-die-ist-das-Schauspielern, deren Namen man nicht
kennt, aber dafür ihr Gesicht, zählt die weibliche Heldin Loni, welche von
Helga Anders gespielt wurde. Und Helga Anders gehörte gar nicht mal viel später
zu den mutigen Frauen auf dem legendären STERN-Titel Wir haben abgetrieben vom
6.6.1971. Schlager, Göring, §218, alles hier
auf engstem Raum miteinander verstaut.
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Neuzugang auf
Platz 4: Gruezi wohl Frau Stirnimaa. Durch den Beruf meines Vaters kam ich als
Kind kostenlos an abgenudelte Singles aus den Musikboxen in Gaststätten und
Tanzlokalen. Dazu hatte mir mein Vater einen steinalten Elac Mirastar Kofferplattenspieler
besorgt. Auf diesem Plattenspieler hörte ich dann die Singles, die ich mir
nicht ausgesucht hatte, sondern die Zufälle der Playlists städtischer
Gasthäuser in meinen Besitz gespült hatten. Und dazu zählte auch Frau
Stirnimaa. Ich hielt es für ein Volkslied, und deshalb dürfte ich damals
immerhin gewußt haben, was ein Volkslied ist. Immerhin war mir auch klar, dass
dieses Volkslied nicht aus unserer Gegend war, sondern irgendwo aus Bayern, wo die
Menschen genau so jodelten wie bei Frau Stirnima. Was natürlich nicht stimmt,
denn die Minstrels kommen aus Zürich. Frau Stirnima war ihr einziger Hit, von
dem sie sich immerhin ein 16-Zimmer-Haus kauften. 1974 lösten sie sich auf.
Frau Stirnimaa (Quelle: discogs) |
Tatsächlich ist
dieses Lied ebenfalls in einem Film verarbeitet worden: Was ist denn bloß Willi
los? mit Heinz Eckhardt. Die Titelsequenz mit Stirnimalied, mit Felix (Ralf
Wolter), Willi (Heinz Erhard) und Frau Stirnima (Helen Vita!) ist online verfügbar.
Die beide radeln
dabei durch den nördlichen Stadtteil Grunewald, um dann recht unvermittelt am
Telefunken-Hochhaus herauszukommen, das seine Rolle als „Finanzamt-West“
aufrecht und souverän spielt. Das Gebäude kam später zur benachbarten Technischen
Universität und ist genau 300m Luftlinie von hier entfernt. Ich schreibe auf
geweihtem Boden.
Rakete der Woche: Frau Stirnimaa ( plus 13 Plätze)
Veteran der Woche: Mendocino (14 Wochen)
Liebling der Woche: In der Carnaby Street